Lepra in Bangladesch: «Die Regierung muss Verantwortung übernehmen».

Der Programmleiter der Lepra-Mission International Bangladesch, Jiptha Boiragee, berichtet im Interview mit Interaction über die Höhepunkte und Herausforderungen ihrer Arbeit im vergangenen Jahr.

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Jiptha Boiragee untersucht Leprabetroffene (c RuthTowell)
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8 Juli 2024
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Was waren die Höhepunkte der Arbeit der Lepra-Mission in Bangladesch 2023?

Dank der Unterstützung der Lepra-Mission Schweiz und der DEZA können wir acht zusätzliche Distrikte abdecken und sind nun in 23 von insgesamt 64 Distrikten des Landes präsent. Diese Ausweitung des Programms erlaubte es uns im letzten Jahr, 758 neue Fälle von Lepra aufzudecken. Das stellt rund 20% aller gefundenen Fälle im Land dar. Zudem konnten wir so auch neue vernachlässigte tropische Krankheiten, wie z.B. Schlangenbisse in unsere Aktivitäten ein- beziehen.

Neben der gesundheitlichen Versorgung ist auch die Bildung eine wichtige Komponente. Im letzten Jahr konnten wir in diesem Bereich 883 Kinder mit Schulgebühren und Material unterstützen. Junge Studierende halfen ausserdem im Förderunterricht, den Schulstoff zu vertiefen. Dieses Engagement begünstigt die Verantwortung der Studentinnen und Studenten. Andere Auswirkungen sind die Sensibilisierung der Schulkinder über Lepra oder die Einbeziehung der Eltern in den Bildungsprozess.

Ein weiterer Höhepunkt war die nationale Leprakonferenz im November, an der die Lepra-Mission mitwirken durfte. Persönlichkeiten wie die Premierministerin Sheikh Hasina nahmen daran teil und die Regierung lancierte einen nationalen strategischen Plan für Lepra 2023-2030. Alice Cruz, UN-Sonderberichterstatterin für die Beseitigung der Diskriminierung von Leprabetroffenen, besuchte im Februar Bangladesch. Sie sagte, dass das Ziel, die Krankheit im Land bis 2030 auszurotten, ohne mehr Massnahmen und Finanzmittel nicht erreicht werden kann.

Was waren im vergangenen Jahr die grössten Herausforderungen?

Die Finanzierung unserer Arbeit ist eine stete Herausforderung. Es gibt immer noch Distrikte, die wir deswegen nicht abdecken können und in denen es versteckte Leprafälle gibt. Dies macht es schwierig die Verbreitung der Krankheit zu stoppen und das globale und nationale Ziel von Zero Lepra bis 2030 zu erreichen.

Eine weitere Herausforderung ist die Einbindung der Lepra im nationalen Gesundheitssystem. Fast 90% der Fälle werden durch die Lepra-Mission und andere NGOs entdeckt. Wir setzen uns dafür ein, dass die Regierung Verantwortung für die Leprabekämpfung übernimmt. Die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger sind positiv gestimmt, brauchen aber weiterhin unsere Unterstützung und geeignete Initiativen für die Umsetzung.

Welches waren die wichtigsten Lernerfahrungen?

Wir haben gelernt, dass sich die Advocacy-Arbeit positiv auf unsere Aktivitäten auswirkt. Die Teilnahme der Premierministerin an der Leprakonferenz war ein gutes Zeichen für das Nationale Lepraprogramm und die Stakeholders. Der nationale Journalistenpreis für Lepra-Berichterstattung und evidenzbasiertes Lernen sind wirksame Mittel, um die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger zu beeinflussen und die Lepra-Strategie umzusetzen.

Welche Rolle spielte der Glaube in der Umsetzung des Programms?

Wir integrieren die christlichen Werte, die der Lepra-Mission zugrunde liegen, in unsere Arbeitsprozesse und in die Entwicklung unserer Mitarbeitenden. Das stärkt ihr Engagement zugunsten der Menschen, die von Lepra betroffen sind. Der Glaube spielt in jedem Schritt des Projekt Management Zyklus eine Rolle, denn es gibt in jeder Phase einen Bezug zu Themen wie Partizipation, Gerechtigkeit, Transparenz und Gleichheit.

Dieses Interview wurde von Katia Aeby für den Jahresbericht 2023 von Interaction geführt.

Interaction koordiniert seit 2021 das Internationale Programm «Learning 360°», welches mit den Mitgliedsorganisationen Lepra-Mission Schweiz, Food for the Hungry Schweiz, Medair und Morija und deren Partnerorganisationen in 9 Ländern umgesetzt wird. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA, unterstützt das Programm.

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