Zusammenfassung aus: Workshop der StopArmut Konferenz am 25. März 2023 in Aarau
Verfasser und Workshopleiter: Thomas Weissenborn (Theologe, Autor und Familienvater)
FAIRsuche es als Familie
Ressourcensparend, nachhaltiger, umweltbewusster, fairer und sozialer leben – wie geht das als Familie? Thomas Weissenborn hat es mit seiner Familie fairsucht, ihren eigenen Lebensstil überdacht und verändert. Im Workshop gibt er Anteil und Tipps aus ihren Überlegungen, Erfahrungen, Versuchen, Erfolgen und Misserfolgen.
Grundkonzept des nachhaltigen Konsums: „ökologisch“ – „regional“ – „saisonal“ – „sozial“
Redaktionelle Ergänzung von StopArmut: “Weniger”/”bewusst”.
Der Ansatz muss auf allen Ebenen geschehen, um wirklich nachhaltig zu sein:
- „ökologisch“: betrifft in allererster Linie Lebensmittel und damit den Wocheneinkauf. Hier sind vor allem die Eltern gefragt (Bioprodukte, wenig Fertignahrung, gesündere Alternativen zu bisherigen Lebensmitteln)
- „regional“: neben dem Einkauf auf Wochenmärkten und bei Selbsterzeugern geht es dabei um das Einüben eines Lebensstils, der die Region mehr in den Blick nimmt. Das sind sowohl Einkaufsmöglichkeiten (statt Onlinehandel) und lokales Handwerk (Reparatur statt Neuanschaffung) wie auch die Freizeitgestaltung (statt Internet und Smartphone). Mobilitätsfragen werden dabei vom „Nebenthema“ zur zentralen Frage: Der Schwerpunkt liegt auf der Fußläufigkeit bzw. dem Fahrradweg. Das entscheidet über Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitgestaltung (Sportverein, Musikschule usw.), Gemeindezugehörigkeit.
- „saisonal“: betrifft zunächst die Küche und führt vermutlich zu großen Ernährungsumstellungen (macht aber gleichzeitig frische Bioprodukte billiger!). Mit der Saisonalität ist auch eine (Wieder)Entdeckung der Jahreszeiten in Bezug auf Kleidung und Freizeitgestaltung verbunden. Hierzu gehören auch jahreszeitliche Gerichte und Bräuche (Kirchenjahr!).
- „sozial“: oft am schwersten herauszufinden, aber gleichzeitig am besten an Kinder vermittelbar. Hierbei geht es um die Arbeitsbedingungen rund um die Lieferkette und die Entsorgung eines Produktes. Gerade Kleidung und Elektronik schneiden nicht besonders gut ab, weswegen hier eine Lebensstiländerung nötig sein kann. In manchen Bereichen (z.B. Ernährung) beißen sich „regional“ und „sozial“ – lieber fairen Kaffee und faire Schokolade oder heimische Produkte?
+ “Weniger” / “Bewusst”: Wir verbrauchen auch einfach zu viel Ressourcen. Ein bewusster Konsum wirkt dem entgegen – wir können auf einen Teil tierische Produkte verzichten, auf eine Auslandreise mit dem Flugzeug, eine neue Jeans… Mehr Anregungen aus dem Workshop “Wie kann ich meinen Fussabdruck reduzieren?”
Wie anfangen und dann weitermachen?
- „nachhaltig“ bedeutet, dass man etwas auf Dauer durchhält („sustainable“). Es geht also nicht darum, etwas einmal auszuprobieren, sondern um eine echte, dauerhafte Veränderung – wobei man auf dem Weg dahin ruhig das eine oder andere ausprobieren kann.
- Vorgehensweise: lieber langsam, Schritt für Schritt, aber konsequent – als „radikal“ und nur für kurze Zeit. Starten sollte man im Alltag, z.B. bei der Ernährung, die sich vergleichsweise leicht umstellen lässt, weil Bioprodukte überall verfügbar sind. Von da aus lassen sich dann weitere Kreise ziehen, z.B. Kleidung und andere Alltagsprodukte, dann größere Anschaffungen bis hin zu Sondersituationen wie Renovierungen, die ganz eigene Recherchen erfordern.
- Ziel ist es, im Laufe der Zeit das gesamte Konsumverhalten zu reflektieren und wo nötig zu verändern. Hilfreich kann dabei ein kritischer Blick auf die mit dem Konsumverhalten verbundene Sinnstiftung sein („Warum kaufe ich gerade jetzt gerade dieses Produkt?“). Lässt sich die Sinnstiftung vielleicht auch anders erreichen?
Fazit: Der Umstieg in die Nachhaltigkeit gelingt, wenn wir ihn angehen wie den Umzug in eine fremde Stadt oder eine andere Kultur.
Buchtipp zur Vertiefung
Das Buch von Thomas Weissenborn, wo er die Erfahrung mit dem FAIRsuch in seiner Familie ausführlich beschreibt: