
Ziel 15 – Leben an Land
Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen.
Ziel 15
Ähnlich wie Ziel 14, aber mit Schwerpunkt auf dem Land. In ökologischer Hinsicht zielt es darauf ab, Entwaldung, Wüstenbildung und den Verlust von Tier- und Pflanzenarten zu verhindern.

Informationen und Anregungen
Du hast ihm den Auftrag gegeben, über deine Geschöpfe zu herrschen. Alles hast du ihm zu Füßen gelegt: die Schafe und Rinder, die wilden Tiere, die Vögel am Himmel, die Fische im Wasser und alles, was die Meere durchzieht. HERR, unser Herrscher! Die ganze Welt spiegelt deine Herrlichkeit wider. Psalm 8.7-10
Vieles von dem, was wir über das Meer gesagt haben, gilt auch für das Land. Das Land ist uns jedoch vertrauter und erscheint uns weniger mysteriös. Es ist zugänglich, und damit sind wir für das Land wohl eine noch grössere Bedrohung. Wir erleben das, was ÖkologInnen das sechste grosse Massenaussterben nennen, und das erste, das vom Menschen verursacht wurde. Man geht davon aus, dass die gegenwärtige Rate des Artensterbens aufgrund unseres Eingreifens hundertmal höher ist als die «natürliche» Rate. Ist dies ein Zustand, den wir angesichts unserer gottgegebenen Rolle als VerwalterIn der Schöpfung akzeptieren können?
Schon ironisch: Wir reisen und sammeln Erfahrungen aus erster Hand über die vielfältige Welt um uns herum. Wir bewundern ihre Schönheit regelmässig auf unseren Bildschirmen. Umso mehr müssten wir – so könnte man denken – geneigt sein, uns um diese Welt zu kümmern. Doch unsere schönen Gefühle münden selten in konkreten Taten. Zwar sind wir uns des Reichtums all dessen bewusst, was uns umgibt, aber anscheinend stumpf gegenüber der Realität, wie viel wir zu ihrem Schutz unternehmen müssten. Die Biodiversität zeigt die immense Vielfalt all dessen, was um uns herum lebt, und vor allem die wechselseitige Abhängigkeit. Selbst eine oberflächliche Lektüre der Geschichte der Heiligen Schrift lässt dieses Gefühl der Vielfalt und des Staunens deutlich widerhallen. «Wie herrlich ist dein Name in allen Landen» – in der Tat! Die Schöpfung selbst ist ein komplexes Kollektiv, eine Lebensgemeinschaft, von der wir ein Teil sind und der gegenüber wir eine von Gott gegebene Verantwortung haben. Wir lernen mehr über die Beziehungen zwischen den Mitgliedern dieser Familie, darüber, wie die Wälder und die Wüsten, die Bäume und die Pflanzen, die Vögel und die Bienen für immer zusammenarbeiten. Die Welt ist unser Lehrer, so viel ist sicher (Hiob 12,7-10). Es gibt noch ein weiteres Element in der Geschichte der Bibel, das uns auch in diesem Bereich inspirieren sollte. In Römer 8 gibt es ein Bild der endgültigen Erlösung, vom «ängstlichen Harren der Kreatur», die darauf wartet, dass sie frei wird «von der Knechtschaft der Vergänglichkeit». Das ist zwar eine sehr üppige Sprache, aber es scheint zumindest eine Antwort auf den Auftrag des Evangeliums in Markus 16 zu sein, «das Evangelium aller Kreatur» zu predigen. Zu Gottes Absichten gehört der Reichtum der Welt um uns herum. Der neue Himmel und die neue Erde, die wir vorwegnehmen sollen, sind eine erneuerte, aber gleichermassen zusammenhängende Ökologie. Ziel 15 befasst sich speziell mit der Erhaltung bestimmter Arten lebenswichtiger und gefährdeter Ökosysteme, mit der Verhinderung von Wüstenbildung und Entwaldung und mit dem Schutz verschiedener bedrohter Arten. Auf diese Weise nimmt es das kommende Reich vorweg und ist somit an sich ein Werk des Evangeliums.
Wüstenbildung, die Verarmung der Böden und der Verlust der Artenvielfalt gehören zu den wichtigsten globalen Themen unserer Zeit. Tony Rinaudo, ein Mitarbeiter von World Vision Australien, hat seit den 1980er Jahren die Technik der Assisted Natural Regeneration (ANR) entwickelt. Und die Ergebnisse sind beeindruckend.
Bei dieser Methode wird der stärkste Stamm eines Strauches ausgewählt und alle um ihn herum wachsenden Äste abgeschnitten. So erhält der beste Trieb mehr Nährstoffe und entwickelt sich schnell zu einem grossen Baum. «Diese Technik ist so unglaublich, so einfach und hat so viel Einfluss auf so viele Probleme gleichzeitig, dass wir sie einsetzen, um Unterernährung, Armut und Bodenverarmung zu bekämpfen», sagt die Sprecherin von World Vision Schweiz. Nach einem Bericht von Le Monde wurden im Niger in 37 Jahren sechs Millionen Hektar oder mehr als 240 Millionen Bäume regeneriert. Und das alles, ohne einen Samen zu pflanzen und ohne zu giessen. www.worldvision.ch
- Was denkst du, wenn du in einer Natursendung oder in den Nachrichten etwas über diese Themen erfährst? Findest du das wichtig, und warum? Hast du danach das Gefühl, dass du etwas tun möchtest?
- «Denn alles Wild im Walde ist mein und die Tiere auf den Bergen zu Tausenden.» (Psalm 50,10). Wenn du auch der Meinung bist, dass alle Tiere Gott gehören – inwiefern beeinflusst dies die Art und Weise, wie sie
behandelt werden sollten? - Wie verstehst du Römer 8,19-22, wo die ganze Schöpfung durch Gott gerettet werden soll? Inwieweit ist Umweltschutz
«Evangeliumswerk»?
Persönlich – Iss weniger Fleisch und experimentiere mit vegetarischer/veganer Küche. Bevorzuge hochwertige, saisonale und lokale Lebensmittel.
Lokal – Unterstütze lokale Bauern, die Freilandhaltung praktizieren.
International – Verwende Holz aus ökologisch und sozial verantwortlichen Forstbetrieben.

Für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch werden 15’415 Liter Wasser benötigt.
Louka ist ein 33-jähriger Landwirt und Vater von zwei Kindern. Er wurde von seinen Kollegen als Vorreiter bei der Förderung von ANR ausgewählt, die durch das Eco-Agric-Projekt von World Vision in Mali initiiert wurde. Für sein Familienfeld experimentierte Louka mit ANR auf einer 3 Hektar grossen Fläche. «Früher wollte ich, dass die Pflüge und Ochsen mit Leichtigkeit arbeiten können, ohne gegen Baumstämme und Wurzeln zu stossen. Jetzt haben wir erkannt, dass der Mangel an Bäumen zu einer Verschlechterung der Böden führt. Ich freue mich, dass auf meinem Grundstück heute junge Bäume nachwachsen.»
