Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
Ziel 5
ERKENNT AN, DASS DIE UNGLEICHHEIT DER GESCHLECHTER WELTWEIT FORTBESTEHT UND FRAUEN UND MÄDCHEN IHRER GRUNDLEGENDEN RECHTE UND MÖGLICHKEITEN BERAUBT. ES STREBT DIE BEENDIGUNG ALLER GESCHLECHTSSPEZIFISCHEN DISKRIMINIERUNGEN AN.
Informationen und Anregungen
Nun gibt es nicht mehr Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen. Denn ihr seid alle gleich – ihr seid eins in Jesus Christus. Galater 3.28
Dieser bekannte Vers richtete sich in der Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus an die Kirchen in der heutigen Südtürkei. Selbst im 21. Jahrhundert ist der Vers ein erstaunlicher Kommentar, der die Gleichheit aller grundlegend betont. In seinem eigenen Kontext, inmitten eines sklavenbesitzenden, patriarchalischen und brutalen Römischen Reiches, war er revolutionär. Hinzu kommt die unzweideutige, ewige Natur dieser Aussage: absolute, uneingeschränkte Einheit und Gleichheit in Christus. Es ist nicht schwer zu erkennen, wie dieser Vers in einer Diskussion über grundlegende Gleichheit mehr Gewicht haben könnte als andere Passagen der Bibel, die vielleicht eine pragmatischere Sicht auf die kirchliche Ordnung bieten.
Das Verständnis der Aufgabe, wie unsere Bibeln zu lesen sind, ist hier von entscheidender Bedeutung. Denn es gibt, wie wir angedeutet haben, mehr als eine Botschaft, die gelesen werden könnte, und das ist wichtig. Sehr oft wurde das Christentum, manchmal von seinen eigenen Anhängern, als Feind der Gleichheit dargestellt. Statt zur Botschafterin der Gleichheit zu werden, wurde sie häufig zur Verhinderin derselben missbraucht. Nicht zuletzt für die Frauen, die dadurch entmachtet wurden.
Unbestritten ist jedoch, dass Christinnen und Christen auf der grundlegendsten Ebene für die Gleichberechtigung eintreten sollten. Der christliche Glaube bekräftigt, dass wir alle nach dem «Ebenbild Gottes» geschaffen sind, dass wir alle «der Herrlichkeit Gottes nicht gerecht geworden sind» und dass wir alle der vergebenden, liebenden Gnade Gottes unterworfen sind. Nichts von dem, was wir aufgrund unserer Rasse, unseres Glaubensbekenntnisses, unseres Geschlechts, unseres Reichtums, unserer Herkunft oder irgendetwas anderem sind, kann daran etwas ändern. Im Lichte dieser grundlegenden Wahrheit ist die relative Missachtung von 50 Prozent der Bevölkerung im Laufe der Geschichte eine Frage der Gerechtigkeit, die nicht geleugnet werden kann. Dies gilt insbesondere in Anbetracht der offensichtlichen und bewussten Betonung und Aufwertung der Rolle der Frau in der Bibel, die angesichts der kulturellen Erwartung der damaligen Zeit erst recht bemerkenswert ist.
Bei Ziel 5 geht es um die Gleichstellung von Frauen und Mädchen, nachdem diese über Generationen hinweg meist nicht gegeben war. Dazu gehört der Zugang zu Bildung, zu Rechtsansprüchen und rechtlichem Schutz sowie Ebenen der Vertretung und des Engagements von Frauen. Es beinhaltet die spezifische Herausforderung von Themen, die Frauen unverhältnismässig stark betreffen, wie häusliche Gewalt, die Folgen unbezahlter Arbeit, die Realitäten ihrer Rolle als Betreuerinnen. Es befasst sich mit tief verwurzelten kulturellen Themen wie der weiblichen Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM). Angesichts unserer Geschichte und unserer Berufung sind dies Fragen, bei denen die Kirche eine besondere Führungsrolle übernehmen kann und muss.
Zu viele Menschen mit Sehbehinderungen leiden immer noch unter dem mangelnden Zugang zu den für ihre Entwicklung notwendigen Ressourcen. Die «Mission Evangélique Braille (MEB)» setzt sich dafür ein, dass sie ein menschenwürdiges Leben führen können.
In vielen afrikanischen Ländern leiden blinde und sehbehinderte Frauen unter einer doppelten Diskriminierung: wegen ihres Geschlechts und wegen ihrer Behinderung. Zum Beispiel ist es für ein blindes Mädchen schwieriger zur Schule zu gehen, weil ihre Eltern lieber in ein «gesundes» Kind investieren. Dazu kommt, dass der Zugang zur Schulbildung bei Jungen ohnehin stärker gefördert wird. Deshalb unterstützt die MEB lokale inklusive Schulprojekte, damit auch blinde und sehbehinderte Kinder davon profitieren können. Die MEB bietet technische Unterstützung (Spezialgeräte oder Weitergabe von Brailleschrift-bezogenem Know-how) und finanzielle Hilfe, um eine Autonomie der Einrichtungen zu erreichen. Da Kinder mit Sehbehinderungen oft vernachlässigt werden, ermöglicht die Schule ihnen nicht nur das Erlernen von Lesen und Schreiben, sondern trägt auch zu einer gerechteren Gesellschaft bei, in der niemand vergessen wird. www.mebraille.ch
- Welche Beispiele fallen dir ein, wenn du an Geschlechterungerechtigkeit denkst?
- Stell dir vor, du wärst eine Aussenseiterin oder ein Aussenseiter in deiner Kultur. Wie würdest du die Geschlechterrollen beschreiben, die du beobachtest?
- Denke an einige prominente biblische Frauen. Auf welche Weise war ihr Beitrag unverwechselbar und notwendig?
- Wodurch hat die Kirche den Fragen der Ungleichheit der Geschlechter eher geschadet als geholfen?
Persönlich – Behandle Menschen mit Würde und denke darüber nach, wie sie nach dem Bild Gottes geschaffen sind.
Lokal – Unterstütze Frauen und Mädchen aus deinem Bekanntenkreis, die möglicherweise missbraucht oder diskriminiert wurden, und hilf ihnen, ihr Selbstvertrauen wiederzuerlangen.
International – Unterstütze die MEB bei ihren Projekten für inklusive Schulen und weibliche Führungskräfte im Kampf gegen alle Formen von Diskriminierung.
SCHÄTZUNGSWEISE EINE VON DREI FRAUEN WELTWEIT ERLEBT IN IHREM LEBEN IRGENDEINE FORM VON GESCHLECHTSSPEZIFISCHER GEWALT.
Da eine Behinderung eine Situation der Abhängigkeit impliziert, sind blinde Frauen ein leichtes Ziel für körperliche und sexuelle Gewalt. In Benin unterstützt die MEB ein Projekt, das 2017 von der lokalen NGO Bartimée unter dem Namen «Women Leaders» lanciert wurde. Das Ziel: sehbehinderte Frauen in Behinderten- und Frauenrechten zu schulen, damit sie Diskussionsgruppen gründen können. «Dieses Training ist ein Licht, das unsere Unwissenheit auslöscht. So können wir im Einklang mit dem Gesetz auf die Diskriminierung, die wir erleiden, reagieren», sagt Esther, die das Training besucht hat.