Bibel – Eine Spurensuche

Gerechtigkeit als Leitmotiv

Einführung

Gemeinsame Textlesung

Psalm 104,27-30 (Einheitsübersetzung 2016)

27 Auf dich warten sie alle, dass du ihnen ihre Speise gibst zur rechten Zeit. 28 Gibst du ihnen, dann sammeln sie ein, öffnest du deine Hand, werden sie gesättigt mit Gutem. 29 Verbirgst du dein Angesicht, sind sie verstört, / nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin und kehren zurück zum Staub. 30 Du sendest deinen Geist aus: Sie werden erschaffen und du erneuerst das Angesicht der Erde.

Matthäus 6,33 (Einheitsübersetzung 2016)

33 Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben.

Gemeinsamer Austausch:

Was hat dich am Text angesprochen, bewegt, inspiriert?

Video zu Bibel und Gerechtigkeit

Referentin: Bettina Birkner

Beschreibung des Impulsvortrags

Das Thema lautet: Bibel – Eine Spurensuche. Gerechtigkeit als Leitmotiv. Bettina Birkner, Pfarrerin in Wil, wirft ein Streiflicht auf verschiedene Stellen in der Bibel. Dabei ist das Beziehungsgeschehen ein zentraler Begriff in ihrem Impulsvortrag. Vereinfacht gesagt: Sind die Beziehungen nicht mehr intakt, so ist Tür und Tor für Ungerechtigkeit geöffnet. In Teil I geht sie auf das Beziehungsgeschehen ein: 1) Mensch und Natur, 2) Mensch und Gott, 3) Beziehung unter Menschen.

In Teil II handelt es sich um den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten (Exodus) sowei die neue Ordnung (z.B. 10 Gebote), die sogar Sklaven und Tiere miteinbezogen hat. Allerdings ist es nicht so leicht, den Frieden des anderen, der mit der neuen Ordnung sichergestellt werden sollte, zu verantworten. Wir selbst stellen das nämlich fest, indem wir begrenzte Kräfte zur Verfügung haben und uns erschöpfen. In unserem bruchstückhaften Wirken und Wollen dürfen wir aber vertrauen, dass Gott hinter uns und vor uns geht.

In Teil III zeigt Bettina Birkner auf, wie Gott in seiner Menschwerdung durch Jesus wirkt: Die Schwachen und die Schwachheit ist Gottes bevorzugter Weg, zu wirken. Christus kommt als bedürftiges Kind in diese Welt. Jesus wendet sich den Schwachen seiner Zeit ganz besonders zu, aber er redet auch mit den Gelehrten (Pharisäer). Wie im Alten Testament gibt es auch im Neuen Testament einen zentralen Aspekt: Es ist ein Beziehungsgeschehen, ohne dies keine Gerechtigkeit möglich ist.  

 

Strukturell gibt es im Vortrag drei Ebenen:

Teil I: Gerechtigkeit baut auf einem Beziehungsgeschehen auf

  • Beziehung zwischen Mensch und Natur
  • Beziehung zwischen Mensch und Gott
  • Beziehung unter Menschen

Teil II: Befreiung aus der Knechtschaft und ein gerechtes Miteinander

  • Befreiung aus der Sklaverei
  • Neue (soziale) Ordnung
  • Verantwortungsvolles Miteinander
  • Ausserdem: ein Gott der hinter uns und vor uns geht

Teil III: Gott in den Schwachen 

  • Gott ist in den Schwachen
  • Jesu Umgang mit den Menschen
  • Schlussfolgerung zu Gerechtigkeit in der Bibel

 

Hinweis zum Video:

Nach Teil II wird eine Frage zu Teil I und Teil II eingeblendet. Tauscht kurz darüber aus, um das Gesagte zu verinnerlichen. Ihr dürft gern eure Gedanken festhalten und am Schluss nochmals austauschen.

Viel Freude beim gemeinsamen Schauen des Videos!

Fragen für den Austausch

Wir wohnen heute in einem ‚globalen Dorf‘ und sind mit ein paar Klicks im Internet, Flugzeug und Handelsbeziehungen mit der ganzen Welt verbunden.

Denke über dein Beziehungsfeld nach und zeichne es auf einem Blatt Papier auf.

  • Gibt es Menschen und/oder die Natur, mit denen bzw. mit der Du nicht in Schalom lebst?
  • Was bedeutet für dich/euch, dass Gott in den Schwachen stark ist?
  • Bettina Birkner sagt, dass Jesus sich zu den Schwachen runterbeugte. Was könnte das für uns bedeuten?

 

Diskutiert darüber in der Gruppe. 

 

Hinweis: Bei der Menünavigation ‘Video’ findet ihr eine schriftliche Zusammenfassung des Impulsvortrags.

Weitergedacht

Nach dem Impuls und Austausch gibt es die Möglichkeit, im Alltag etwas Neues auszuprobieren. Wähle entweder Option 1 oder Option 2 aus und versuche während der Woche einer dieser Vorschläge umzusetzen. Tauscht beim nächsten Treffen über eure Erfahrungen aus.

OPTION 1: KONSUM UND MENSCHENRECHTE 

Im Zeitalter der Globalisierung konsumieren wir ganz selbstverständlich fast täglich Produkte, die überall auf der Welt angebaut und hergestellt wurden. Leider werden in den meisten dieser Länder oft weder die internationalen Menschen- und Arbeitsrechte noch die Umweltstandards eingehalten.  

Nimm dir Zeit, dich den Schwächsten und den ‘Schwachstellen’ dieser Welt zu widmen. Recherchiere wo unser Konsumverhalten direkt oder indirekt negative Auswirkungen auf andere Menschen hat.  

 

OPTION 2: KONTEMPLATION: LECTIO DIVINA ZU JESAJA 58, 6–9
Die Lectio Divina ist eine verbreitete und sehr alte Form der betenden und meditierenden Bibellese. In vier Schritten ist die Lectio Divina eine Möglichkeit, dem Abschnitt aus Jesaja 58,6–9 anders zu begegnen, als Du das vielleicht bisher gewohnt warst. Eine Anleitung zu den Schritten lässt sich einfach im Internet finden. 

 

Gerechtigkeit ist möglich

DAGMAR WEGENER

In der Mitte stehen drei Kerzen.
Alle sind eingeladen,
die Texte zu lesen oder zu beten,
die ihnen entsprechen.

EINGANGSWORT Nach Texten der Iona Community/ Scotland
Eine/r:
Ich will ein Licht anzünden im Namen Gottes: Er macht die Welt hell und haucht mir den Lebensatem ein. (eine Kerze wird angezündet)
Eine/r:
Ich will ein Licht anzünden im Namen des Sohnes: Er errettet die Welt und streckt seine Hände nach mir aus. (eine Kerze wird angezündet)
Eine/r:
Ich will ein Licht anzünden im Namen des Heiligen Geistes: er umschließt die Welt und segnet meine Seele mit Sehnsucht. (eine Kerze wird angezündet)
Alle:
Wir zünden drei Lichter an für die Dreiheit der Liebe: Gott über uns, Gott neben uns, Gott mitten unter uns, der Anfang und das Ende, und der, der bleibt.
ATEMSTILLE
Setzt euch bequem hin und nehmt drei tiefe Atemzüge. Atmet bewusst. Werdet still vor Gott.
LESUNG
Übertragung von Psalm 104, 27–30 & Matthäus 6, 33
Eine/r:
Mein Gott, mein ganzes Sein hebe deinen Namen hoch bis in die Wolken. Du bist so groß und wunderschön. Du bringst Gerechtigkeit in deine Welt. Ihr Name ist Christus. Alles, was lebt, hält Ausschau nach dir. Du verteilst Leben, Brot im Alltag und Wein zur Feier, Liebe, Gnade, Hoffnung – von allem genug für alle. Du bist großzügig und wirfst mit all dem um dich. Du stehst in unseren Straßen und rufst: „Es ist genug für alle da. Alle werden satt an Brot und Gerechtigkeit.“ Du sagst: „Ich gebe, ihr verteilt.“ Du liebst uns so sehr, denkst besser von uns, als wir uns fühlen. Wir haben Angst zu wenig zu bekommen. Geizen mit Brot und Gerechtigkeit. Entschuldige uns. Lehre uns, Christus, dich zu suchen. Deinen Weg zu lernen. Zu geben, ohne Scheu. Lehre uns deine Gerechtigkeit. Du sendest deine Gedanken in die Welt. So erschaffst du uns zu neuer Frische. So erneuerst du die ganze Erde.
IMPULS
Eine/r:
Wir warten auf eine Welt, in der Menschen als Menschen leben können. Alle Menschen: alte Damen, Babies mit Brei im Gesicht, Studentinnen an ihren Schreibtischen, Jungs, die weinen, wenn es weh tut, Mädchen, die stolz ein Spielzeugschwert schwingen, der Mann an der Ecke mit dem schiefen Lächeln im Gesicht, die Frau am anderen Ende der Welt, mit den Freudentränen in den Augen, der Anzugträger, die Ökotussi, der Verliebte und die, die gern Abstand hat. Menschen aller Farben, aller Gefühle, aller Länder und aller Gestalten. Alle, die beten, alle, die nicht wissen zu wem, alle, die keine Ahnung haben, alle die einen Hauch Frühling spüren, alle, die Angst haben und alle, deren Hoffnung nie aufgebraucht wird. Alle sollen hochleben.
Eine/r:
Wir warten auf eine Welt, in der Menschen als Menschen leben können. Christus durchdringt diese Welt mit dem Reich Gottes. Die neue Wirklichkeit ist da. Gerechtigkeit schafft er, mit uns. Kraftakt auf Kraftakt, Hand in Hand, Geist im Geist.
NACHSINNEN IN STILLE (CA. 5 MINUTEN)
Denkt über das Gehörte nach.
GEMEINSAME VERABREDUNG
Alle:
Gerechtigkeit schafft er – ja, er mit mir. Er handelt durch meine Hand zum Wohl der Menschen, der Natur, der ganzen Welt.
Eine/r:
Herr, du erschaffst Gerechtigkeit. Dein Reich komme. Zu uns und allen Menschen. Zeige uns deine Weite und deine Gedanken. Zeige uns, wie dein Reich ist und wie wir darin leben lernen. Dein Reich komme. Amen

Vertiefungsmöglichkeiten

Nach diesem Kapitel hast Du sicher viele Anregungen bekommen, aber auch offene Fragen. Das Just People-Kursbuch wird deine Reise vertiefen und Werkzeuge für im Einsatz einer barmherzigeren und gerechteren Welt liefern. Deine Entdeckungsreise hat gerade erst begonnen – tauche jetzt tiefer ein und lass dich inspirieren! 

Übrigens: Das Buch ist eine echte Fundgrube fürs Selbststudium sowie für Predigt- oder Hauskreisvorbereitung! Grafiken, Lieder- und Spielvorschläge und vieles mehr helfen, einen tieferen Zugang zum Thema Gerechtigkeit und Barmherzigkeit  zu bekommen.

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