MehrWERT: Genug aus dem Glauben schöpfen

Referat: Der Konsum ist heute eng verwoben mit der Identität. Der Glaube bietet eine Alternative und ermöglicht es damit genügsam zu leben.

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StopArmut Konferenz 2023
|
11 April 2023
|
Leben

Referat von Thomas Weissenborn

Theologe, Stv. Direktor des MArburger Bibel-Seminars, Autor (u.a. von “Christsein in der Konsumgesellschaft, “Anders Leben – eine Familie fairsucht’s” und “Die Story”)

Aus: StopArmut-Konferenz in Aarau, 25. März 2023 (inkl. Q&A)

Zusammenfassung

Verfasst von: Florian Glaser / StopArmut

Unser Konsumverhalten hat nicht nur mit unserer Lebensweise zu tun, sondern mit grundlegenden Werten unserer Gesellschaft wie dem Fortschrittsgedanken und der Selbstbestimmung. Der Konsum ist durch sie eng verknüpft mit unserer Identität. «Wer oder was mein Gegenüber ist, wofür es steht, erkenne ich an den Medien, die es konsumiert, an der Nahrung, die es zu sich nimmt, an dem Outfit, das es trägt, an den Filmen, die es gesehen, und den Büchern, die es im Regal stehen hat. Ich sehe es an der Art, wie es wohnt, wie es sich fortbewegt, wie es seine Freizeit gestaltet.» 

Thomas Weissenborn macht deutlich, dass wir bei der Identität ansetzen müssen, wenn wir zu einem „Genug“ finden wollen und damit auch gegen einen massiven Widerstand arbeiten.  

Anderseits ist aber auch klar, dass die Konsumgesellschaft nicht glücklich macht. «Die Illusion der Konsumgesellschaft ist ein unendliches Leben in Fülle, ein immer mehr und immer besser in allen Bereichen. Weil diese Illusion früher oder später, aber letztlich immer an der Wirklichkeit scheitert, produziert sie Frustration, Unzufriedenheit und Einsamkeit.»  

Der Glaube und der Zuspruch der bedingungslosen Liebe Gottes ist ein echter Gegenentwurf, der Identität und Leben ermöglicht: 

  1. Dieser Zuspruch gibt uns echten Halt
    «Machen wir den Menschen deutlich, dass sie sich diese Liebe nicht erkaufen können, dass sie das wirklich nicht können, weil das bei Liebe überhaupt nicht geht. Zeigen wir ihnen, wie unnötig es ist, der eigenen Identität hinterherzulaufen, weil sie doch längst da ist: Du bist Gottes geliebtes Geschöpf.» 
  2. Er führt in die Gemeinschaft zu unseren Mitgeschöpfen 
    «Im Mittelpunkt steht nicht mehr das Ich, sondern das Wir. Wenn es uns mit der Liebe ernst ist, können wir uns nur gemeinsam entfalten. Es geht nun nicht mehr darum, möglichst viel für mich selbst aus diesem Leben herauszuholen, sondern die Gemeinschaft als Ganzes voranzubringen.»
  3. Durch die Erfahrung einer Liebe der Hingabe nähern wir uns der Beschränkung
    «Wenn es uns mit der Liebe ernst ist, können wir uns nur gemeinsam entfalten. Es geht nun nicht mehr darum, möglichst viel für mich selbst aus diesem Leben herauszuholen, sondern die Gemeinschaft als Ganzes voranzubringen.»

In einer Gesellschaft, die uns lehrt den Tod und das Leid zu verdrängen, hilft uns der Glaube zudem auch dieses anzuerkennen und zu umarmen. «Das ist nicht als Spassbremse gemeint, sondern als echte Lebenshilfe: Wenn wir nur ohne Leid und Schmerz glücklich sein können, werden wir über weite Strecken unseres Lebens unglücklich sein».  

Dies ist auch eine Herausforderung. «Auf dem Weg dahin werden wir allerdings erleben, wie ein Lebensglück aussieht, das überhaupt nichts mit Konsum zu tun hat. In seinem Brief an die Philipper hat der Apostel Paulus das so beschrieben:»

„Ich habe gelernt, mich in jeder Lage zurechtzufinden: Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben. In jedes und alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung. Alles vermag ich durch den, der mich stärkt.“ (Philipper 4,11-13 EÜ) 

«Es wird daher Zeit, dass wir uns zu einem „Genug“ aufmachen. Wir müssen einüben, etwas zu sein ohne zu haben, uns an der Welt zu erfreuen ohne zu besitzen, das Leben zu genießen ohne dafür etwas leisten zu müssen. Bequem wird das nicht, aber es ist möglich, wenn wir aufhören, unsere Identität mit unserem Konsum zu verbinden.» 

Zusatz aus Q&A:

  • Die Schwierigkeit seine eigenen Grenzen zu erkennen im Sinne von «Ich könnte mir etwas leisten, mach’s aber nicht» wird vereinfacht durch das Verschenken. Man spart viel Geld, wenn man sich beschränkt, welches Möglichkeiten schafft damit etwas Gutes zu tun – das Geben ist wiederum sehr befriedigend und sinnstiftend. 
  • Wir müssen die Liebe Gottes mehr predigen und vor allem ohne Bedingung ‘Gott liebt dich, wenn…’. Nicht ‘wenn du das tust, dann kann Gott dich lieben’, sondern genau das Gegenteil: ‘Gott liebt dich und diese Liebe wird in dir eine Gegenreaktion auslösen – Gegenliebe, die dazu führt, dass du dein Leben veränderst’. 

 

Referat nachhören: AUFNAHME REFERAT AUF SOUNDCLOUD

 

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