Ziel 1 - Keine Armut

Das Christentum – von der Schöpfung des Himmels und der Erde über die Fleischwerdung bis hin zur Erneuerung aller Dinge – ist ein sehr materieller Glaube.

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Pauvreté
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8 Juni 2022
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Arme habt ihr ja allezeit bei euch… Matthäus 26.11

Armut ist sehr konkret definiert in diesem Ziel. Es geht darum, die Zahl der Menschen auf der Welt, die mit weniger als 1,9 Dollar pro Tag auskommen müssen, bis 2030 auf Null zu reduzieren, sowie um eine Reihe anderer Massnahmen. Es geht um Zahlen, Geld und wirtschaftliche Entbehrungen. Vielleicht klingt es viel zu materiell, doch wir wissen, dass es wichtig ist.

Auch für Christinnen und Christen ist es wichtig. Das Christentum – von der Schöpfung des Himmels und der Erde über die Fleischwerdung bis hin zur Erneuerung aller Dinge – ist ein sehr materieller Glaube. Dinge sind wichtig. Im Laufe der Jahre gab es verschiedene Versuche, Leben und Glauben zu sehr zu vergeistigen. Manchmal geschah es aus Mitleid mit den Armen, aber letztendlich scheitern diese Versuche: Armut – harte, reale, zermürbende Armut – ist für Gott von Bedeutung.

Wenn die Bibel, wie es nicht selten geschieht, von den Armen spricht, meint sie fast immer die materiell Armen. Der gelegentliche Hinweis auf die «Armen im Geiste» sollte uns nicht davon ablenken oder uns veranlassen, alles neu zu interpretieren. Zahlreiche Verse aus der ganzen Bibel machen dies deutlich. Hier soll der Hinweis genügen: Wenn man die Passagen aus der Bibel entfernen würde, welche die Ungerechtigkeit materieller Armut anprangern, bliebe nur noch ein Text voller Lücken übrig. Aber ein Vers bleibt. Ein krasser, scheinbar irritierend klarer Vers. Er irritiert umso mehr, da er von den Lippen Jesu selbst kommt und in drei der vier Evangelien wiederholt wird. Ein bekannter und gefährlicher Vers, weil er die Fähigkeit besitzt, unsere Ambivalenz zu rechtfertigen und einen von Gott bestimmten Grund für unsere Negativität, unsere Untätigkeit und unseren Ungehorsam zu liefern. Wenn «die Armen immer bei uns sein werden», dann ist Ziel 1 nicht erreichbar. Wir können unseren Teil dazu beitragen, aber unser Bestreben bleibt eingeschränkt, unsere Hoffnung gedämpft, unser Enthusiasmus unterdrückt, alles scheinbar auf das Geheiss Jesu. Was aber, wenn wir uns irren? Was, wenn diese Aufzeichnung eines Gesprächs zwischen Jesus und Judas nicht die kühne Äusserung einer absoluten, unvermeidlichen, ewigen Wahrheit ist, für die wir sie so leicht und bequem halten? Vielleicht soll Judas daran erinnert werden, dass ein konkreter Akt des Gottesdienstes der ständigen Forderung, den Armen zu dienen, nicht im Weg stehen muss, da diese immer einen dringenden Anspruch auf seine Aufmerksamkeit haben werden? Wir sind nicht Judas. Wir gehören zur ersten Generation der Geschichte, die in der Lage ist, extreme Armut zu beseitigen. Zwischen 1990 und 2015 sind 1 Milliarde Menschen aus extremer Armut befreit worden, das ist die Hälfte aller Betroffenen.

Da die Christen und Christinnen sich diesem Ziel nähern, ist eine Rechtfertigung kaum erforderlich. Mehr Unterstützung ist nötig, damit es erreicht werden kann, und es ist Gottes Herzenswunsch, dass die Armut beendet wird, und zwar jetzt!

Hier findest du mehr Inhalte, Diskussionspunkte und Handlungsanregungen zu diesem Ziel.

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