Die ersten sechs Monate
Die Global Mentoring Initiative (GMI) hat den Prozess durch ihr Fachwissen moderiert. Drei gemeinsame Lernveranstaltungen haben an das Thema herangeführt und in eine Selbsteinschätzung der Lokalisierungs- und Partnerschaftspraktiken jeder Organisation gemündet. In den anschliessenden bilateralen Gesprächen mit GMI als “kritischen Freund” haben Interaction und die internationalen Programm-Mitglieder FH Schweiz, Medair, Morija und Lepra-Mission Schweiz reflektiert, was ihre Selbsteinschätzungen ergeben haben. Die verschiedenen Schritte des Lernprozesses:
Erkenntnisse
Sechs Gründe, warum die Unterstützung lokaler und nationaler Akteure wichtig ist, wurden in den Lernveranstaltungen reflektiert und diskutiert:
Bei Lokalisierung geht es um Verantwortung, Macht und die Infragestellung des eigenen Handelns. Die Organisationen waren sich einig, dass es schwierig ist, dies anzuerkennen. Es erfordert eine demütige Neubewertung dessen, was NGOs möglicherweise für selbstverständlich halten. Ein weiteres Problem ist, wenn kurzfristige Projektergebnisse (z.B. die Erreichung von Projektindikatoren) anstelle langfristiger Lokalisierungszielen im Vordergrund stehen. Dies führt zu vielen Projekterfolgen, aber zu strategischem Versagen.
Im Gegensatz dazu haben lokale Organisationen das Potenzial für nachhaltigere Ergebnisse. Lokale Organisationen entstehen im jeweiligen Umfeld, haben eine lokale Anhängerschaft/Mitglieder und agieren im Rahmen nationaler Politiken. Hingegen sind lokale Niederlassungen von Schweizer NGOs/INGOs oder lokale Organisationen, die von Schweizer NGOs/INGOs dominiert werden, keine lokalen, sondern internationale NGOs. Partnerschaften mit lokalen Organisationen sollen gleichberechtigt, langfristig und strategisch angelegt sein und nicht zur Auslagerung von Aufgaben dienen. Eine kritische Reflexion darüber, warum eine Partnerschaft eingegangen und wie diese gestaltet wird, dient dem Prozess hin zu Lokalisierung und Partnerschaften auf Augenhöhe.
Des Weiteren ist der Dialog mit Gebern wichtig. Die von Schweizer Gebern geforderte “Swissness” – das heisst, das Aufzeigen des Mehrwerts, den eine Schweizer NGO für ein Entwicklung- oder humanitäres Projekt bringt – steht im Gegensatz zur Lokalisierung, da so die Schweizer NGO und nicht die lokale Organisation ins Zentrum rückt.
Zukünftig
Die Programm-Mitglieder haben verschiedene Entscheidungen getroffen, wie sie sich in diesem Themenkomplex verbessern könnten. Ein Mitglied hat beispielsweise begonnen die eigenen Partnerschaftspraktiken kritisch zu überprüfen, um sie gerechter zu gestalten. Für Interaction sollen Lokalisierung und Partnerschaften auf Augenhöhe ebenfalls stärker in den Vordergrund rücken. So werden diese Themen als Grundsätze in den für alle Mitgliedsorganisationen geltenden Verhaltenskodex aufgenommen. Lerngruppen und die zur Verfügungstellung von Ressourcen sollen zudem auch bei anderen Interaction-Mitgliedern einen Lernprozess anstossen.
Der Lernprozess hat erst begonnen. Die Relevanz der Thematik wurde in den vergangenen sechs Monaten sehr deutlich. Interaction und die Programm-Mitglieder sind sich einig, dass die Diskussionen vertieft und Lokalisierung und Partnerschaften auf Augenhöhe weiter verbessert werden müssen.
Weitere Informationen finden Sie im LinkedIn Artikel oder im Bericht zum Lernprozess.
Der Lernprozess wurde von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), unterstützt.